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Eine Faschingspredigt nicht nur für Kirchgänger – daher für ALLE auf der Pfarrhomepage

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Weil Fasching ist, ihr lieben Leute,
versuche ich besonders heute,
euch von einem Gott zu erzählen,
der auch Humor hat für seine frommen Seelen.
So mancher Kirchenbesucher möchte mich wieder von oben hören, ich hab ́s gehört am Stammtisch und in der Sakristei,
„mei – von oben, so wie früher, das wär schei!“
Heut traun sich ja die Pfarrer ja nicht mehr von der Kanzel zu reden, drum brauchens ein Mikrophon und dann lassens jeden
ob in Zivil oder im Ministrantengewand
da vorne vortragen: Lesung, Fürbitten oder sonst allerhand. Ja früher, da hat einer noch so richtig von da droben
seine Stimme erhoben
Und manchmal ist auch seine Hand zur Faust
geballt hernieder gesaust.
Der hat die Dinge beim Namen genannt und nichts gescheut; Die einen hat er gescholten, die anderen haben sich gefreut: „Heut ́ hat er ́s ihnen wieder einmal gesagt!“
und keiner hat sich aufschauen gewagt.
Jeder hat betroffen den Kopf eingezogen,
denn wer hat nicht schon manchmal gelogen
oder sich sonst eines Vergehens schuldig gemacht,
im Gebet keine Andacht, in der Kirche gelacht.
Aber die, von denen der Pfarrer die Sünden nennt
die er heute aufs Korn genommen,

von denen man den einen oder anderen kennt,
die sind oft gar nicht gekommen.
So trifft es halt immer die Falschen, die eh fromm und bescheiden, jeden Anlass zur Sünde meiden.
So wie wir.
Heute möchte ich mich daher an alle wenden,
die Einheimischen und die Fremden,
die Umweltschoner und die Ortsbewohner,
die Gotteslobbenützer und die Hausbesitzer,
die Körndlesser und die Tafelsammlungsgeldvergesser, die Humorverächter und die Gebetbuchbandlflechter, die, die immer kommen und auch die anderen Frommen, die, die gerne singen und die, die sich dazu zwingen, die, die alles auswendig wissen,
und die, die ohne Brille ab der dritten Strophe raten müssen, die, die ganz vorne buchen
und die, die hinten den Schutz der Dunkelheit suchen;
Die, die die Heizung nützen und die auf den kalten Sitzen, die die den Schlaf besiegen und die Eingenickten,
die Aufmerksamen und die Zerstreuten,
die frohe Botschaft, die gilt allen Leuten.
Weil heut Fasching ist, ihr lieben Leute, versuche ich besonders heute,
euch von einem Gott zu erzählen,
der auch Humor hat für seine frommen Seelen.
Hat er den nicht längst bewiesen,

als er bei seiner Schöpfung nach den Pflanzen, Tieren und Affen schließlich auch noch den Menschen geschaffen;
den Adam , der zunächst allein war im Garten Eden
niemanden hatte zum Spielen, zum Reden,
der zu Gott ganz inständig flehte,
ich brauche eine Frau, eine ganz eine Nette,
nimm eine Rippe, die riskier ́ ich für sie,
denn bleib ich allein, so freut es mich nie;
was hilft es, dass die Welt dann mir alleine zu eigen, aber rings herum nur Ruhe und Schweigen!
Was hilft es, dass ich Herr bin über die ganze Welt, nach mir aber die Nachkommenschaft fehlt!“
Da sprach Gott, ich will dir erfüllen die Bitte,
ich nehm eine Rippe aus deiner Mitte
und form eine Frau dir, ganz schön von Gestalt, sie ist für dich da, ist Hilfe und Halt,
sie verwöhnt dich und schenkt dir Kinder, sehr viele,
doch dann ist es auch vorbei mit Schweigen und Stille.
Auch Jesus hatte Verständnis für die menschlichen Schwächen, er kannte so manche Fehler und Gebrechen,
war dabei, als in Kana die Hochzeit ging schief,
weil aus dem Weinkrug nichts mehr lief.
Der Bräutigam tat sich schon ordentlich grämen,
doch Jesus sagt: Du brauchst dich nicht zu schämen, probier ́s mit dem Wasser dort vorne in den Krügen, wenn das zu Wein wird, das müsste genügen.
Und siehe, es war ein Tropfen von der edelsten Sorte,

der Mundschenk probierte und es fehlten ihm die Worte. Seither, so wissen wir es aus der Erzählung,
war Jesus eingeladen bei jeder Vermählung.
Neuer Wein, so hörten wir ́s gehört in neue Schläuche, alter Wein ist verträglicher für unsere Bäuche,
der ist schon ordentlich vergoren
und tut nicht mehr im Bauch rumoren.
Dies Gleichnis ein jeder begreift:
Ist etwas noch nicht richtig gereift,
machts ́s Kopfweh und bringt den Darm in Schwung.
Das gibt ́s nicht nur, wenn der Wein noch recht jung.
Auch beim Menschen kennen wir den Zustand beginnender Reife: Wo er vermehrt braucht Haargel und Seife,
der bei den Eltern das Kopfweh und den Blutdruck lässt steigen, weil das Kind plötzlich ganz anders, ganz eigen,
und weil ́s mit ihm manchmal ein ganz schönes Gfret,
man nennt den Zustand Pubertät.
Das zweite Gleichnis, das mit dem Kleid und dem Näh ́n Ist heute nicht mehr so leicht zu versteh ́n,
denn wenn bei uns die Kleidung in Brüche geht,
wird selten etwas drauf genäht,
man trägt ́s auch nicht zum Schneider, sondern denkt: „Dann nehm ich eben das nächste, das im Kasten hängt!“ Und sind dann der Kleider und Schuhe zu wenig,
geht man zum Fussl oder zum Stiefelkönig.

Noch vieles hat Jesus uns in Gleichnissen gesagt,
über Gott und die Welt haben ihn die Jünger ausgefragt, manches ist leicht, manches schwer zu versteh ́n, manches muss man ein paar Mal wenden und dreh ́n um den Sinn ganz zu begreifen,
manches muss mit dem Alter reifen.
Ja, wenn das immer so einfach wär ́,
bräuchten wir keine Predigt mehr.
Die heutige Predigt wäre leicht zusammengefasst in einem Satz
„Humor hat auch in der Kirche Platz!“ –
und für, die es dort nicht hören: auf der Pfarrhomepage!